Aufsichtsräte und Beiräte – Zusammensetzung und Besetzung


Experteninterview mit Olaf Kammerer

Die Zusammensetzung und Besetzung von Aufsichtsräten und Beiräten ist für eine langfristige Unternehmensentwicklung entscheidend. Branchenwissen, strategische Denkweise und eine unabhängige Perspektive sind zentrale Punkte für den idealen Aufsichtsrat.

Aufsichtsräte und Beiräte kurz erklärt

Ein Aufsichtsrat ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Kontrollorgan in Kapitalgesellschaften (z. B. Aktiengesellschaften, GmbHs ab einer bestimmten Größe). Er überwacht die Geschäftsführung, bestellt und entlässt Vorstände bzw. Geschäftsführer und hat Mitspracherechte bei wichtigen Unternehmensentscheidungen. In Deutschland ist der Aufsichtsrat besonders in AGs und größeren GmbHs Pflicht. Ein Beirat ist ein freiwilliges Gremium, das beratende Funktionen übernimmt. Er unterstützt die Geschäftsführung mit Fachwissen, Kontakten und strategischen Empfehlungen, hat aber keine verbindlichen Kontroll- oder Entscheidungsrechte wie der Aufsichtsrat.

Was macht die ideale Besetzung von Aufsichtsräten und Beiräten aus?

Olaf Kammerer: Eine ideale Besetzung zeichnet sich durch eine ausgewogene Mischung aus Fachkompetenz, Diversität und unabhängiger Perspektive aus. Die Mitglieder sollten nicht nur über umfassendes Branchenwissen verfügen, sondern auch eine strategische und unternehmerische Denkweise mitbringen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass unterschiedliche Blickwinkel vertreten sind, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Dabei spielen Diversität in Bezug auf Geschlecht, kulturellen Hintergrund und Erfahrung eine zunehmend wichtige Rolle.

Welche spezifischen Qualifikationen sollten potenzielle Mitglieder mitbringen?

Olaf Kammerer: Das hängt stark von den Anforderungen des jeweiligen Unternehmens ab. In der Regel sollten Mitglieder jedoch Kompetenzen in den Bereichen Finanzen, Recht, Strategie und gegebenenfalls Technologie besitzen. Für Unternehmen in spezialisierten Branchen sind zudem tiefgehende Kenntnisse der Marktstrukturen und Wettbewerbsumfelder essenziell. Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Integrität und Teamgeist sind ebenfalls unverzichtbar. Ein gutes Beirats- oder Aufsichtsratsmitglied sollte zudem in der Lage sein, kritische Fragen zu stellen und auch unbequeme Themen anzusprechen.

Welche Rolle spielt die Erfahrung in der Zusammensetzung eines Gremiums?

Olaf Kammerer: Erfahrung ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich bringt ein erfahrener Aufsichtsrat wertvolle Einsichten und ein breites Netzwerk mit. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass ein zu homogenes, über Jahrzehnte etabliertes Gremium neue Entwicklungen und Innovationen übersieht. Daher ist es wichtig, auch jüngere oder unkonventionelle Kandidaten einzubinden, die frischen Wind und neue Ideen einbringen können.

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Wie gehen Sie bei der Suche nach geeigneten Kandidaten vor?

Olaf Kammerer: Der Prozess beginnt mit einer detaillierten Bedarfsanalyse. Gemeinsam mit dem Unternehmen definieren wir die Anforderungen an die Position und identifizieren, welche Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale benötigt werden. Danach folgt die gezielte Ansprache potenzieller Kandidaten über unser Netzwerk und intensive Marktanalysen. Entscheidend ist dabei nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch, ob der Kandidat kulturell und strategisch zur Unternehmensphilosophie passt. Im Rahmen von Gesprächen und Assessments prüfen wir dann, ob die Kandidaten die gewünschten Anforderungen erfüllen.

Welche Vorteile sehen Sie darin, eine ideale Mischung zu finden, und welche Herausforderungen oder Risiken ergeben sich aus Ihrer Erfahrung bei der Zusammenstellung solcher Gremien?

Vorteile

  • Umfassendes Know-How in allen relevanten Dimensionen steht dem Unternehmen zur Verfügung
  • Fruchtbare Diskussionen durch unterschiedliche Erfahrungen
  • Maximales Netzwerk der Aufsichts- bzw. Beiräte in diversen Bereichen
  • Eindimensionalität wird vermeiden
  • Globale Sichtweise auf Trends und Entwicklungsperspektiven

Nachteile

  • Mitglieder müssen offen für unterschiedliche Meinungen sein
  • Zeitaufwand der Entscheidungsfindung und -abstimmung steigt
  • Konfliktpotential innerhalb des Aufsichtsrats bzw. Beirats

Welche Trends beobachten Sie derzeit bei der Besetzung von Aufsichtsräten und Beiräten?

Olaf Kammerer: Ein klarer Trend ist die zunehmende Internationalisierung. Unternehmen suchen vermehrt nach Experten, die globale Perspektiven einbringen. Auch das Thema ESG (Environmental, Social, Governance) gewinnt stark an Bedeutung. Unternehmen legen Wert darauf, Mitglieder zu haben, die in diesen Bereichen versiert sind. Zudem wird der Ruf nach mehr Diversität immer lauter. Frauen und Kandidaten aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen werden zunehmend in Betracht gezogen.

Warum sollten Unternehmen bei der Besetzung von Beiräten auf eine Personalberatung zurückgreifen?

Olaf Kammerer: Eine Personalberatung bringt spezifisches Know-how und ein umfangreiches Netzwerk mit, das Unternehmen oftmals fehlt. Wir können nicht nur schneller potenzielle Kandidaten identifizieren, sondern auch gezielt diejenigen ansprechen, die nicht aktiv auf der Suche sind, aber dennoch für die Position geeignet wären. Zudem sind wir neutral und können die Eignung der Kandidaten objektiv bewerten, ohne interne Vorurteile oder politische Rücksichten. Gerade bei Beiräten, die strategische Entscheidungen beeinflussen, ist es entscheidend, einen strukturierten und professionellen Auswahlprozess sicherzustellen.

Welche Vorteile sehen Sie in der Zusammenarbeit mit einer Personalberatung für die langfristige Entwicklung des Unternehmens?

Olaf Kammerer: Durch die Zusammenarbeit mit einer Personalberatung wird sichergestellt, dass nicht nur die aktuellen Bedarfe, sondern auch die zukünftigen Herausforderungen des Unternehmens berücksichtigt werden. Wir können helfen, Gremien strategisch so aufzustellen, dass sie flexibel auf Veränderungen im Markt reagieren können. Außerdem profitieren Unternehmen von unserem Blick „von außen“, der oft neue Perspektiven aufzeigt. Ein professionell besetzter Beirat ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil.

Was empfehlen Sie Unternehmen, die ihre Gremien optimal besetzen möchten?

Olaf Kammerer: Unternehmen sollten langfristig planen und klare Anforderungsprofile erstellen. Es ist wichtig, nicht nur die aktuelle, sondern auch die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens zu berücksichtigen. Außerdem rate ich dazu, offen für unkonventionelle Kandidaten zu sein und bewusst Diversität zu fördern. Eine professionelle Begleitung durch erfahrene Personalberater kann den Prozess erheblich erleichtern und die Chancen auf eine erfolgreiche Besetzung deutlich erhöhen.

Von Olaf Kammerer

Personalberater für Elektrotechnik, Automatisierung und Elektronik

Olaf Kammerer ist Managing Director der DELTACON Nürnberg GmbH Executive Search und verantwortet mit seinem Team die Branchen Elektrotechnik, Automatisierung und Elektronik. Er bringt über zehn Jahre operative Managementerfahrung als kaufmännischer Geschäftsführer und Vertriebsleiter in seinen Branchen mit.