Jobwechsel in Krisenzeiten – mehr Chance als Risiko!
Klimawandel, Inflation und Rezession, Pandemie, Ukrainekrieg, gestörte Lieferketten im Welthandel. Die Zahl der Krisen und Herausforderungen ist aktuell sehr groß und vielfältig. Sollte man in diesen bewegten Zeiten über einen Jobwechsel nachdenken?
Streben nach Sicherheit
Der aktuelle Job mit bekannten Prozessen und Aufgaben, die Verbindung zu den Kollegen und Mitarbeitern sowie die eigene Stellung im Unternehmen. Sie sorgen, sofern es keine aktuellen Spannungen gibt, für Wohlbefinden und eigene Sicherheit. Das Streben nach der eigenen Sicherheit ist in Krisenzeiten ausgeprägter als sonst. Für viele bedeutet dies konsequenterweise, dass man am Gewohnten festhält. Man klammert sich an vertraute und bekannte Dinge, denn diese scheinen am sichersten und sind ggf. kontrollierbar oder handhabbar. Eine Veränderung der Situation mit unbekannten Personen und Rahmenbedingungen sorgt hingegen für Unsicherheit und könnte die Krise in Bezug auf die eigene Person noch verschärfen.
Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese vermeintliche Sicherheit nicht trügerisch sein kann. Kann ein Festhalten an Gewohnheiten nicht auch Stillstand bedeuten? Wie ist die aktuelle Wettbewerbssituation meines Unternehmens? Wie stehe ich persönlich im Wettbewerb mit internen und externen Personen dar? Ist mein Arbeitsplatz sicher nur weil ich schon lange im Unternehmen bin? Oder spielt nicht vielmehr die eigene Leistung sowie die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens eine entscheidende Rolle bei der Sicherheit des Jobs?
Sicherheit durch Veränderung
Die Welt ist im Wandel, schneller und deutlicher als es die meisten in der Vergangenheit wahrgenommen haben. Ob als Mensch oder als Unternehmen, jeder muss sich den sich ändernden Bedingungen bewusst sein und sich fortlaufend neuen Herausforderungen stellen. Unternehmen müssen passende Märkte definieren und bedienen, Mitarbeiter die eigene Position finden und stärken. Ein Klammern an alte Gewohnheiten und bestehende Rahmenbedingungen kann daher schnell in Stillstand oder Rückstand münden, sobald sich das Umfeld schneller oder besser anpasst. Um in dieser schnelllebigen Zeit Schritt halten zu können, müssen wir uns fortlaufend hinterfragen und weiterentwickeln. Die Anpassung und Veränderung der eigenen Position geht also vielmehr mit der Steigerung der eigenen Sicherheit einher. Ein stetes Anpassen der eigenen Lage hebt die Sicherheit für einen längeren, erfolgreichen Verbleib in der gewünschten Position. Ob als Dienstleister im jeweiligen Markt oder als Mensch im Leben.
Für den arbeitenden Mensch bedeutet die stete Suche nach einem stabilen Job die langfristige Absicherung des gewünschten Einkommens. Aus Angst vor einer Unsicherheit den Blick vor neuen Wegen zu verschließen ist demnach der falsche Weg.
Jobwechsel als Chance oder Risiko
Kein Jobwechsel ist ohne Risiko! Da spielt es auch keine Rolle, ob wir uns in Krisenzeiten oder in einer Boom-Phase befinden. Wir bekommen von jedem Unternehmen nur einen eingeschränkten Blick auf die neue Position. Recherche in der Branche und im Netz, Gespräche mit aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern, die Informationen aus Stellenausschreibungen sowie die Gespräche mit HR-Verantwortlichen, Entscheidern und auch Beratern. Je intensiver Bewerber sich informieren und im Prozess begleitet werden, desto geringer ist die Gefahr einer Fehleinschätzung. Aber es bleibt immer ein menschliches Restrisiko.
In welchem Verhältnis steht dieses Risiko zu den sich daraus ergebenen Chancen? Trotz der herausfordernden Zeiten befinden wir uns noch immer in einem Arbeitnehmermarkt. Der Mangel an Fachkräften ist so groß, dass auch die aktuellen Krisen den Bedarf an guten Fach- und Führungskräften nicht entscheidend schmälern. Dies bedeutet, dass auch aktuell die Chance für eine proaktive, positive Veränderung gegeben ist und sich Arbeitnehmer mit gezielten und gut geplanten Veränderungen nur verbessern und auch absichern können. Starke und zukunftsorientierte Unternehmen können zudem den Stellenwert guter Mitarbeiter sehr gut einschätzen und wissen um deren Anteil am Unternehmenserfolg. Sie verstärken sich auch in Krisenzeiten mit gutem Personal, planen dabei langfristig und stellen damit die Weichen für den zukünftigen, nachhaltigen Unternehmenserfolg.
Antrieb für Weiterentwicklung
Durch Ausbildung und Studium haben wir in den meisten Fällen den Grundstein für den beruflichen Werdegang gelegt. Doch dabei ist es nicht geblieben. „Lebenslanges Lernen“ ist der Schlüssel für die berufliche und auch die persönliche Entwicklung. Neugier ist der Antrieb der eigenen Weiterentwicklung sowie Offenheit und Mut die Grundlagen für den Blick in die Zukunft. Auch in Krisenzeiten sollten wir die eigene Entwicklung nicht aus den Augen verlieren oder gar zurückstellen. Es macht immer Sinn sich offen und mutig mit neuen Wegen und Möglichkeiten zu beschäftigen. Im Gegensatz zum Verharren in eingefahrenen Pfaden kann man so auch persönlichen Einfluss auf die weitere Zukunft nehmen. Die größte berufliche Sicherheit in unsicheren Zeiten bieten daher der eigene Antrieb und die eigene Motivation seinen Weg selbst und aktiv zu gestalten.
Fazit
Ein Jobwechsel, sofern er eine persönliche Weiterentwicklung oder auch nur eine Verbesserung der eigenen Situation bietet, ist also auch aktuell viel mehr Chance als Risiko!
Von Sven Halbe
Personalberater für Baugewerbe, Immobilien, Baustoffe und Bauforschung
Sven Halbe ist Managing Director der DELTACON Frankfurt GmbH – Executive Search & Recruiting. Er verantwortet mit seinem Team die Branchen Baugewerbe, Immobilien, Baustoffe und Bauforschung. Er verfügt über 20 Jahre Branchenerfahrung in Projekt-, Bereichs- und Vertriebsleitungsfunktionen.