Bedeutung von formaler Qualifikation im Executive Search

Viele Firmen suchen aktuell händeringend nach Fach- und Führungskräften mit ganz bestimmten Anforderungsprofilen, sowohl was die Person der Kandidaten betrifft, als auch den fachlichen Background. Hier gibt es meist ganz klare Vorstellungen bezüglich der formalen Qualifikation, sei es der Schulabschluss, die Ausbildung, das Studium oder weiterer Qualifikationen. Ist es denkbar, dass diese Kriterien zu eng gefasst sind, und so der erfolgreichen Stellenbesetzung entgegenstehen?

Bedeutung von formaler Qualifikation im Executive Search

Die erforderliche formale Qualifikation

Im ersten Schritt gilt es zu definieren, welche formale Qualifikation tatsächlich notwendig ist, um die Position erfolgreich auszufüllen. Muss es eine Promotion sein oder reicht ein Master-Abschluss? Muss es in einem bestimmten Fachgebiet sein, oder sind auch angrenzende Fächer vorstellbar? Wie bewertet man die Berufserfahrung der Kandidaten? Durch eine weitere Auslegung dieser Kriterien kann ein Unternehmen den Kandidatenkreis signifikant erweitern und so spannende Kandidaten finden, die ansonsten schon in der Vorauswahl durch das Raster gefallen wären. Eine Frage, die dabei immer präsent sein sollte ist: suche ich lieber neun Monate nach dem perfekten Kandidaten oder stelle ich zeitnah einen Kandidaten ein, dem ich alles Notwendige in drei Monaten beibringen kann? Die Antwort auf diese Frage liegt auf der Hand. Hier Bedarf es Mut und Weitsicht seitens der HR-Abteilung, um auch die Fachabteilungen von diesem Vorgehen zu überzeugen und die notwendigen Schulungsmöglichkeiten zu schaffen.

Vergleichbarkeit formaler Qualifikation

Wenn der erste Schritt erfolgreich durchgeführt wurde, gilt es, die Kriterien noch genauer zu definieren und die Kandidaten diesbezüglich zu vergleichen. Der Kunde definiert als Kriterium ein Abitur mit einer Note besser als 2,0 sowie ein betriebswirtschaftliches Studium mit „Sehr gut“. Sind das sinnvolle Kriterien? Sicher nicht. Schon das Abitur kann sich von Bundesland zu Bundesland und von Schule zu Schule unterscheiden. Gänzliche Nicht-Vergleichbarkeit entsteht bei internationalen Abschlüssen. Ähnliches gilt für den Studienabschluss. Universität, Fächerkombination, Auslandsaufenthalte und sogar die Lebensumstände der Kandidaten haben einen signifikanten Einfluss auf die erzielte Abschlussnote.

Um derartige Abschlüsse besser vergleichbar zu machen, kann man z.B. den CASE Score einsetzen. Der CASE Score ist eine Metrik, um Abschlüsse über Hochschulen und Fachrichtungen hinweg zu vergleichen. Er berücksichtigt dabei die relative Position der Abschlussnote in der lokalen Notenverteilung sowie die Kompetitivität des Studienprogrammes. Dabei greift CASE auf offizielle Hochschuldaten sowie IQ- und Persönlichkeitstestergebnisse von über 340.000 Studierenden aus Deutschlands größter Studierendenbefragung zurück.

Persönlichkeit sticht formale Qualifikation

Eine formale Qualifikation ist natürlich wichtig, wenn man einen Atomphysiker sucht, so wird man keinen Volkswirt einstellen. Aber oft gibt es Kandidaten, die vielleicht nicht alle Kriterien der Eierlegenden Wollmilchsau erfüllen, aber nah genug daran sind, um die Position erfolgreich zu bekleiden.

Und hier kommt ein zentraler Aspekt ins Spiel: Wissen lässt sich lernen, die Persönlichkeit aber nur bedingt verändern. Entscheiden Sie sich also besser für den Kandidaten, der Sie mit seiner Persönlichkeit und seinem Fit zu Ihrer Unternehmenskultur überzeugt und nicht den fachlich perfekten Kandidaten, der nicht zu Ihrem Unternehmen passt.

Langfristig ist das die bessere Alternative für Sie und auch für den Kandidaten. Für die HR-Abteilung bedeutet dies, bei der Fachabteilung Überzeugungsarbeit zu leisten und auch standhaft gegenüber möglicher Forderungen oder Abwehrhaltungen zu sein.

Quelle: https://case-score.com/

Von Olaf Kammerer

Personalberater für Elektrotechnik, Automatisierung und Elektronik

Olaf Kammerer ist Managing Director der DELTACON Nürnberg GmbH Executive Search und verantwortet mit seinem Team die Branchen Elektrotechnik, Automatisierung und Elektronik. Er bringt über zehn Jahre operative Managementerfahrung als kaufmännischer Geschäftsführer und Vertriebsleiter in seinen Branchen mit.